Der Salary Cap – Teil 3

Zu Beginn sprach ich kurz von „empfindlichen Strafen“, sollte der Salary Cap zum Stichtag (Beginn der Regular Season) überschritten sein. Nachwuchsspieler haben aufgrund des Hard-Cap Systems im nordamerikanischen Eishockey eine recht exponierte Position. Das Maximalgehalt des Entry-Level Contracts beträgt ca. 900.000 US-Dollar, die Laufzeit beträgt drei Jahre. Ein elementarer Grund, warum die Chicago Blackhawks 2010 den Stanley Cup gewannen lag darin, dass mit Jonathan Toews und Patrick Kane zwei absolute Schlüsselspieler noch im letzten Jahr ihres Rookie-Vertrags steckten und den Salary Cap somit kaum belasteten. Das Extrembeispiel liefert allerdings der bereits angesprochene Connor McDavid. Dieser beendete im Frühjahr sein drittes Jahr in der Liga und weil die Edmonton Oilers alles daransetzten, ihren Ausnahmespieler zu halten, verlängerten sie dessen Vertrag, mit Gültigkeit zur Saison 2018/19, bereits im letzten Sommer. Ab der kommenden Saison ist McDavid der bestbezahlte Spieler der Liga mit einem Gehalt von 12,5 Mio US-Dollar. Zusammen mit Leon Draisaitl, dessen Vertragsverlängerung für jährlich 8,5 Mio US-Dollar schon im Sommer 2017 einsetzte, belasten zwei Spieler der Oilers deren Salary Cap mit 22 Mio Dollar, also gut 25% der Maximalgrenze.

Wo scheitert das europäische System also bei der Implementierung eines Salary Caps?

Zum Abschluss werde ich nun die bisherigen Erkenntnisse auf die Situation in Europa übertragen, um dadurch zu zeigen, dass die Übernahme des amerikanischen Modells schon aufgrund struktureller Gegebenheiten nicht möglich ist. Auf simpelster Ebene scheitert die Implementierung schon daran, dass jedes europäische Land sein eigenes in sich geschlossenes Ligensystem betreibt, das durch Auf- und Abstieg darüber hinaus auch noch jährlichen Turnover produziert. Es bedürfte also einem kompletten Solo-Act der UEFA, in dem sie Champions- und Europa-League als kontinentale Wettbewerbe einstampft und eine Liga aus – sagen wir – 20 Großklubs aus der Taufe hebt. Diesen Klubs müsste die Garantie des Nichtabstiegs gewährleistet werden, sodass sie jederzeit in der Lage wären zumindest den Cap Floor zu bedienen. Was würde passieren? Die nationalen Ligen verkämen endgültig zum Ausbildungsbetrieb und zur Resterampe derer, die den Sprung in die neue Liga nicht schaffen. Während die Gehälter in der Superliga noch weiter explodieren werden, werden auf nationaler Ebene viele Klubs ums pure Überleben kämpfen. Das mag zunächst etwas widersprüchlich klingen, wenn man aber bedenkt, welche globalen Mächte mittlerweile im Fußball unterwegs sind und das System der sündhaft teuren Transfers wegfallen würde, lässt sich recht schnell erahnen, wo die frei gewordenen Mittel letztlich landen werden: in den Taschen der Spieler.

Bei der Betrachtung des Nachwuchsproblems ergibt sich dann ein endgültig schwarzes Bild. Da das Ausbildungssystem Nordamerikas mit der Koppelung ans College in keiner Weise übertragen werden kann, stellt sich für die Verein – auch für die, die nicht in der Superliga spielen würden – folgende Frage: Warum sollen wir unsere Ressourcen in die Ausbildung stecken, wenn es sein kann, dass Spieler XY niemals für uns in der 1. Mannschaft spielen wird? Was nämlich passieren müsste, ist, dass jeder Nachwuchsspieler, unabhängig von der Zahl an Einsätzen für die Seniorenmannschaft, mit offiziellem Eintrittsalter in den Seniorenbereich, vertragslos wird. Nur so könnte ein Draftsystem, welches untrennbar mit dem Salary Cap-System verbunden ist, etabliert werden. Vor allem für die Klubs, die auf nationaler Eben verbleiben, zeichnet sich hier eine katastrophale Zukunft ab. Die Transfererlöse sind nach wie vor ein elementarer Baustein zum organischen Wachstum aller Klubs, die nicht im obersten Regal stehen. Diese werden vor allem durch die Ausbildung günstiger Spieler aus dem eigenen Nachwuchs oder durch gutes Scouting erzielt. Diese Quelle würde genauso wegfallen, wie die Möglichkeit, ambitionierten Nachwuchskickern eine Plattform zu bieten, sich Woche für Woche auf höchstem Niveau zu beweisen.

Abgesehen davon, dass es den DFB-Pokal in seiner jetzigen Form auch nicht mehr geben würde, wäre es nur schwer vorstellbar, dass sich ein Spektakel wie an jenem 12. Mai 2012 noch einmal wiederholen würde. Was seitdem in Fußballdeutschland passiert ist, ist für die meisten, mich inklusive sicher ernüchternd, aber der gemeine Fan wird sich nur damit abfinden können, dass die Hegemonie des Geldes das europäische Sportsystem fest im Griff hat. Es ist also an uns selbst, dem entgegen zu steuern. Sei es durch den Verzicht auf Fanartikel, TV-Abos, Stadionbesuche oder anderweitigen finanziellen Beitrag. Das würde auch den Amateurklubs auf den örtlichen Sportplätzen zu Gute kommen, die durch immer stärker aufkommende elektronische Unterhaltungsindustrie, mit teils massivem Schwund an Mitglieder zu kämpfen haben.

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